Werner sitzt nicht vor dem Fernseher, sondern auf der offenen Leiter. Eine halbe Stunde vergeht, eine Stunde – alles ruhig, noch nicht einmal Spaziergänger, Jogger oder Mountainbiker lassen sich blicken. Alle schauen Fußball. Plötzlich zuckt Werner zusammen und greift zum Fernglas – dahinten, am Übergang zwischen Mais- und Weizenfeld, ein dunkler Schatten. Sau! Sie scheint allein unterwegs zu sein, bummelt durch den Weizen, zieht allerdings nicht in Richtung Sitz. Der Wind kommt leicht von vorn, der müsste doch passen für eine Pirsch! Also: Runter und ab durch die Mitte Richtung Weizenfeld.
Diese Gelegenheit muss Werner nutzen, Schwarzwild zeigt sich in seiner Revierecke nur sporadisch und seine Tiefkühltruhe ist leer. Und die Grillsaison geht doch jetzt erst richtig los! Am Weizenfeld angekommen, heißt die Devise: Schuhe ausziehen, Neopren-Füßlinge über die Socken stülpen, Schießstock unter den Arm klemmen und die Mauser M18 schultern. Langsam nähert er sich der Sau, die in den kurzen Halmen gut zu erkennen ist. Schritt für Schritt pirscht er langsam auf sie zu. Die Neopren-Füßlinge schmiegen sich an den ausgetrockneten, stumpfen Boden perfekt an und schlucken die Geräusche. Noch 90 Meter, noch 80 Meter – der Zweimetermann klappt zusammen wie ein Taschenmesser, krabbelt auf allen Vieren weiter. Noch 20 oder 30 Meter näher ran, das müsste dann locker reichen. Werner taucht aus dem Ährenfeld auf wie ein U-Boot. Aber der Überläufer ist weg.