Herr Rinner, bei Ihnen funktioniert ja die These „Wald mit Wild“ augenscheinlich sehr gut. Was ist denn Ihr Erfolgsrezept?
Ja, obwohl wir einen höheren Rot- und Gamswildbestand haben als viele andere Reviere in der Region, ist der Waldzustand in Ordnung. Das Auerwild hat sogar deutlich zugenommen. Das macht vielleicht etwas mehr Arbeit, aber es geht, wenn man Idealist ist. Mein Chef Baron Cramer-Klett ist das auf jeden Fall.
Aber was bedeutet das konkret?
Beim Gamswild erlegen wir so viel, dass der Bestand stabil bleibt. Mehr Aufwand erfordert das Rotwild, das ist wesentlich sensibler. Wir wollen, dass es tagsüber sichtbar bleibt. Das gefällt uns und den Touristen. Das heißt aber, dass wir es auf den Almen so gut wie gar nicht bejagen. Dort macht es ja auch keinen Schaden. Im Winter füttern wir es dann an drei Stellen, damit wir es ent-sprechend lenken können.
Aber wann und wie bejagen Sie das Rotwild?
In unserem Revier ist es so, dass im Juni die Schmaltiere und Spießer in der Regel immer in der Nähe der Alttiere stehen. Wenn wir da schießen würden, wäre die Beunruhigung zu groß, mit den bekannten negativen Folgen. Ich konzentriere mich also ab Mitte Oktober bis etwa Mitte Dezember auf bestimmte, halbwegs offene Flächen im Wald, über die das Wild morgens in die Einstände wechselt.
Das Rotwild müsste dann aber doch bald um diese Gefahr wissen?
Ja, da muss man sehr besonnen sein. Die Jagdstrategie ist nämlich das Allerwichtigste. Morgens hat man den Vorteil, dass das Wild bei gutem Licht anwechselt, so dass man sehr schnell sehr sicher ansprechen kann. Es hält sich auch gerne noch etwas länger auf den Freiflächen auf. Wenn da drei oder vier schussbare Stücke stehen, hat man gute Chancen alle zu bekommen. Das muss auch das Ziel sein, denn Rotwild ist extrem lernfähig. Kommt dagegen ein größeres Rudel, schieße ich nie. Mit etwas Gespür für Wild und Wetterlage kann man so mit relativ wenigen Ansitzen einen großen Teil des Abschusses erfüllen. Dann vielleicht noch eine oder zwei Riegeljagden mit ein paar sehr routinierten Jägern, das war‘s dann schon. Für Anfänger ist das aber leider nichts.