Flintenschießen unter Bären
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Flintenschießen unter Bären


Text: Gunther Stoschek, Fotos: Gunther Stoschek, Harro Obst

Der kleine Ort Atlin, knapp 200 Kilometer südlich der Yukon-Hauptstadt Whitehorse gelegen, wirkt heute auf liebenswert romantische Art verschlafen. Der Grund dafür ist vermutlich, dass Atlin am Ende einer etwa 100 km langen Sackgasse liegt, die das Städtchen mit dem berühmten Alaska Highway ver­bindet. Zum Glück, denn so blieb Atlin, das zu Zeiten des Klondike-Gold­rausches eine bedeutende An­siedelung von Glücksrittern aus aller Herren Länder darstellte, der Durchgangs­verkehr mit dem einher gehenden Trubel erspart. Ein großer Unterschied also zu anderen, einstigen Goldgräberstädten wie zum Beispiel Dawson City.

Die dampfgetriebene MV Tarahne in Atlin
Die dampfgetriebene MV Tarahne in Atlin zeugt noch vom einstigen Trubel, der hier zur Zeit des großen Goldrausches herrschte
Elch in Atlin
Heute ist es in Atlin so ruhig geworden, dass der Anblick von Elchen am Rande des Ortes keine Seltenheit ist
Schwimmbagger aus Holz
In der näheren Umgebung finden sich noch viele Relikte aus alten Tagen, wie dieser aus Holz gebaute Schwimmbagger

Umso erstaunlicher ist, dass aus­gerechnet hier ein umfangreich aus­ge­statteter Flintenschießstand entstanden ist. Ähnlich professionelle Schieß­anlagen findet man sonst erst 1500 Kilometer weiter südlich. Zu verdanken ist dies einigen sehr engagierten Mitgliedern des Atlin Rod and Gun Clubs, die sich mit viel Enthu­siasmus und Eigenleistung dem Flinten­schießen verschrieben haben. Einem von ihnen, dem gebürtigem Deutschen und ehemaligem Outfitter Harro Obst, haben wir auch un­seren Besuch zu verdanken.

Wurfscheiben- Schießanlage mit Trap-, Skeet- und Parcours-Ständen
Inmitten der Wildnis liegt die eindrucksvolle Wurfscheiben- Schießanlage mit Trap-, Skeet- und Parcours-Ständen

Bereits am zweiten Tag unserer Reise fanden wir uns auf dieser Schießanlage im Kreise einer kleinen Gruppe begeisterter Flintenschützen wieder. Unter ihnen auch der in Kanada weithin bekannte Gastronom Joe aus Calgary, den der gute Ruf des Atliner Flintenstandes aus dem weit entfernten Alberta hierher gelockt hatte. Seine und auch Harros Blaser F16 Flinte stießen bei den anderen Schützen natürlich auf besonderes Interesse. In einer Region Kanadas, in der Flinten meist nur als einfaches Mittel zum Zweck betrachtet werden, ist es keine Selbstverständlichkeit, eine deutsche Spitzenflinte ausprobieren zu können. Nicht zuletzt dank Harros hilfreicher Tipps und Ratschläge für sicheres Treffen sprachen die guten Ergebnisse schließlich ganz für sich.

Harro Obst aus Atlin ist mit der Blaser F16
Harro Obst aus Atlin ist mit der Blaser F16 in seinem Metier. Als langjähriger Outfitter und begeisterter Flintenschütze ist er einer der Haupt­initiatoren der nördlichst gelegenen Schießanlage Kanada
Kanada Schiessstand
Harro Obst beim Flinten-Coaching
Harro Obst beim Flinten-Coaching. Der gebürtige Österreicher Joe ist extra dafür aus dem weit entfernten Calgary angereist
Schweizerin Simone mit der Blaser F16
Mit der Schweizerin Simone, vor Jahren schon nach Kanada ausgewandert, bekamen Atlins Flintenschützen internationalen Zuwachs. Immer mit dabei: die Blaser F16

Uns wurde der besondere Charme des Schießgeländes einige Zeit später noch auf ganz andere, besonders eindrucksvolle Weise bewusst. Beim Eintreffen früh morgens auf der Wurf­scheiben­anlage tummelte sich ein starker Schwarzbär seelenruhig vor uns im Gras. Er hatte es über­haupt nicht eilig, sich aus der Gefahrenzone zu trollen. Zwei Tage später, wir waren gerade dabei, Zielscheiben fürs Kugelschießen aufzu­stellen, sahen wir ihn wieder am Rande der Büchsenschießbahn. Diesmal war er in Begleitung einer braunen Schwarz­bärin, weshalb er an uns nicht das geringste Interesse zeigte.

Ein schwarzer und ein brauner Schwarzbär am Rande der Büchsenschießbahn
Ein schwarzer und ein brauner Schwarzbär am Rande der Büchsenschießbahn. Sie verließen das Areal nur widerwillig
Büchsenstand im Atlin Rod and Gun Club
Natürlich darf beim „Atlin Rod and Gun Club“ auch ein Büchsenstand nicht fehlen. Spätestens wenn die Jagdsaison näher rückt, ist hier reger Betrieb
Schießscheiben im Atlin Rod and Gun Club
Hier nimmt man sich gerne die Zeit, zu den bis zu 200 m entfernten Schießscheiben zu laufen. Zeitliche Beschränkungen für den Schießbetrieb sind überflüssig, denn es gibt keine Nachbarn, die sich gestört fühlen könnten
Blaser R8
Joe zeigte sich mehr als beeindruckt, wie präzise die Blaser R8 nach dem Zusammensetzen auf Anhieb schoss

Unvergesslich wird uns in jedem Fall die gesamte, spektakuläre Szenerie der Landschaft rings um Atlin bleiben. Bei aus­gedehnten Bootstouren auf dem 145 Kilometer langen Atlin Lake, in dem sich mit Teresa Island die zweitgrößte Süßwasserinsel der Welt befindet, konnten wir diese Region Kanadas aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln ge­nießen. In diesen Momenten ist uns klar geworden, dass wir wieder hierher kommen werden. Zum Jagen oder Fischen, in jedem Fall aber mit der Flinte zum Schießen.

Atlin Landschaft
Eistaucher (Loon)
Der Eistaucher (Loon) ziert auch die kanadische Ein-Dollar Münze. Sein schaurig-schöner Ruf wird jedem, der ihn hört, unter die Haut gehen
Fischer in Atlin
Kleinstadt Atlin
Atlin mit seinen gerade mal vierhundert Einwohnern wirkt heute auf sehr sympathische Art verschlafen. Dennoch findet sich alles Notwendige im Ort, weshalb Atlin zum Geheimtipp auch für Jäger und Fischer geworden ist
Gletscherwasser im Atlin-Lake
Das Gletscherwasser gibt dem Atlin-Lake mancher­orts eine besonders eindrucksvolle Farbe. Gerade eben noch beim Wurfscheibenschießen, befindet man sich plötzlich in einer völlig anderen Welt
Boot in Atlin, Kanada
Bei gutem Wetter und ruhigem See erreicht man mit dem Boot die Einstände von Schneeziegen in weniger als einer Stunde
Kanada Natur