Rigby - Meisterhafte Melange
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Meisterhafte Melange


Text: Rigby, Fotos: Tweedmedia

Die Schönheit der neuen Rigby-Fallblockbüchse schmeichelt dem Auge des Betrachters auf den ersten Blick. Edles Walnussbaumholz, exquisite Gravuren und eine zeitlose Ästhetik lassen schnell vom nächsten Jagdabenteuer träumen. Die neue Büchse basiert auf einer spätviktorianischen Farquharson-Büchse, einem einschüssigen, hammerlosen Gewehr mit einem fallenden Block­verschluss. Der Verschluss der neuen Büchse ist identisch mit dem ursprünglichen Design, das der schottische Büchsen­macher John Farquharson sich 1872 patentieren ließ. Drei
Jahre später wurde das Patent von dem in Bristol ansässigen Büchsenmacher George Gibbs erworben. Bis 1910 wurden rund 1.000 „Gibbs-Farquharson“-Büchsen produziert. Schon vorher, mit dem Auslauf des Patents 1899, wurde das Design öffentlich zugänglich, so dass Büchsenmacher wie Thomas Turner, W. J. Jeffery & Co. und John Rigby & Co. ihre eigenen Versionen anbieten konnten. Einige davon wurden auch von Auguste Francotte in Belgien hergestellt.

imitierte Edition der neuen Rigby-Fallblock­büchse
Handverlesenes Walnussholz, inidviduelle Meister-Gravur und zusätzliches Korn in der Pistolengriffkappe

Nach dreijähriger Entwicklungszeit präsentierte John Rigby & Co. vor kurzem die ersten zehn Gewehre der neuen, limitierten Rigby Fallblock-Serie. Dass die limitierte Auflage von zehn Stück aus­verkauft war, bevor sie überhaupt fertiggestellt wurde, ist selbst für Rigby-Standards beeindruckend. Abgesehen davon, dass das Gewehr im Kaliber .416 No. 2 kalibriert ist, einem Kaliber, das Rigby 2019 auf den Markt gebracht hat, muss man schon sehr genau hinsehen, um den Unterschied zwischen der neuen Büchse und dem Farquharson-Original oder einer frühen Farquharson-Rigby-Version zu erkennen. Die Fall­block­büchsen im Kaliber .416 Rigby No. 2 verfügen über einen Einzelabzug, eine obenliegende Sicherung, einen leichten 25-Zoll-Lauf mit integrierter Lauf­schiene – dem üblichen Vorkriegsstandard bei Rigby – und das traditionelle schwarze London Best-Finish. Die Waffe hat nicht nur ein Standardvisier mit Schutzkappe, sondern auch eine Kimme, die auf 65 Yards eingeschossen ist. Zusätzlich gibt es zwei umlegbare Blatt­visiere, die auf 150 und 250 Yards justiert sind.

Der Schaft wird auf individuelle Kundenwünsche angepasst und besteht aus aus handverlesenem, türkischem Walnussbaumholz der Holzklasse 7. Er ist mit Rigbys charakteristischem Ölfinish und einer 1-Zoll-Schaftkappe versehen. Der klassisch geformte Pistolengriff verbirgt in seiner Kappe ein zusätzliches Korn. Auf dem Pistolengriffkäppchen ist eine auf Maß angefertigte, blau emaillierte Platte mit der Seriennummer angebracht. Das Design stammt von Melissa Rigby, der Ur-Ur-Urenkelin des Rigby-Gründers John Rigby. Ab­gerundet wird die elegante Erscheinung durch die traditionelle Rigby-Gravur „Rose & Scroll“ auf dem System, die standardmäßig bunt gehärtet ist. Einige Kunden haben sich für individuelle Gravuren nach ihren Vorstellungen entschieden. Diese Arbeiten wurden von Graveuren wie Cecile Flohimont, Geoffrey Lignon und Vasile Popov ausgeführt. Auch das im Schaft eingelassene silberne Oval kann frei gestaltet werden, etwa mit den eigenen Ini­tialen oder einem Wappen.

Systemmacher Mark Mitchell
Systemmacher Mark Mitchell begeistert sich schon sein ganzes Berufs­leben für Farquharson- Büchsen

Eine der Schlüsselfiguren bei der Entwicklung des neuen Rigby-Fallblockbüchse ist der Systemmacher Mark Mitchell, der über einige interessante Verbindungen verfügt. Der ge­bürtige Londoner absolvierte eine Ausbildung bei Holland & Holland und arbeitete auch eine Zeitlang für George Gibbs Ltd. Heute lebt er in der Nähe von Pitlochry, nur wenige Kilometer von der Heimat von John Farquharson entfernt. Mark Mitchell wurde von Rigby-Geschäfts­führer Marc Newton kontaktiert, als dieser aus­­­lotete, wer für den Zusammenbau der neuen Büchse zur Verfügung stehen könnte. „Ich mag die Farquharson-Büchsen sehr und habe diese Vorliebe während meines gesamten Berufsleben beibehalten“, erklärt Mark Mitchell, der seit den 1970er Jahren in der Branche tätig ist und führt weiter aus „ich überlegte sogar, ob ich eine Firma namens John Farquharson Gun & Rifle Makers gründen sollte. Das habe ich dann am Ende zwar nicht getan, war aber einer Gründe dafür, dass Marc mich kontaktierte.“ Als jemand, der im Laufe seiner Karriere an einigen außergewöhnlichen Jagdgewehren gearbeitet hat, war Mark von Rigbys Plänen begeistert, zumal in seinen Augen eine ähnlich hochwertige Fallblockbüchse „schon sehr lange nicht mehr“ hergestellt worden war. Nachdem man sich auf den Bau von zehn Gewehren geeinigt hatte, konnte es Mark kaum erwarten, mit seinem Teil des Projektes zu beginnen, nicht zuletzt, weil es ihm die Chance bot, ein System zu bauen, das er schon immer hatte machen wollte: „Ich wusste, wie die Büchsen aussahen und welche Geschichte dahintersteckte, wie sich spätere Modelle entwickelt haben und dass die Mechanik der Rigby/Farquharson-Büchsen robuster war, als die der von George Gibbs hergestellten und so weiter.“ Von ihm verwendete Zeichnungen und Entwürfe stammen von einer .500 Rigby Fallblockbüchse. „Ich habe sie nur leicht verändert und moderne Fertigungsmethoden verwendet“, erklärt Mark. Auf diese Weise entstand ein Design, welches noch über viele Original-Merkmale verfügt, bei­spiels­weise wie den zurückspringenden Schlagbolzen. Warum entschied sich Rigby für den Bau dieses neuen Gewehrs? „Eine der wichtigsten Inspirationen für die Fallblockbüchse war die Entwicklung der .416 No. 2-Patrone, der Randpatronen-Version der .416, die sich sowohl für Doppel- als auch für Fallblockbüchsen eignet“, erklärt Rigbys verantwortlicher Produktionsleiter Jamie Holland, „und nachdem wir die .416 No. 2 Doppelbüchse gebaut hatten, war es deshalb nur natürlich, dass wir den Bau einer Fallblockbüchse in einem geeigneten Kaliber untersuchten.“

„Ich mag die Farquharson-­Büchsen sehr und habe diese Vorliebe während meines gesamten Berufslebens beibehalten.“ 

Systemmacher Mark Mitchell

Rigby-Gravur
Rigby-Graveure wie Cecile Flohimont, Geoffrey Lignon oder Vasile Popov sorgen für exquisite Unikate

Für den Produktionsleiter ist der Neuzugang das fehlende Stück in einer modernen Jagdbüchsen-Sammlung, die aus der London Best (2012) und der Rising Bite (2015) besteht. Er beschreibt die Fallblockbüchse als„eine sehr gute Mischung aus alt und neu“. „Bei der neuen Büchse dreht sich alles um das Farquharson-System“, erklärt er. Was jetzt produziert wird, sei eine genaue Darstellung des ursprünglichen Modells des Farquharson-Fallblocks mit Kolbenhalssicherung. Der einzige große Unterschied zu den älteren Modellen ist das neue Kaliber. Seiner Ansicht nach hat sich die Neuauflage nicht weit vom historischen Vorbild entfernt. Jamie Holland: „Es gibt beispiels­weise immer noch keine Zielfernrohr-Montagebasen.“

Trotz der großen Kundenbegeisterung soll die Fallblockbüchse immer nur in begrenzter Stückzahl produziert werden. „Artikel von der Stange verlieren den Reiz“, sagt Jamie und führt aus, „ich weiß, dass Marc die Fallblockbüchse gern in .600 Nitro sehen würde und dass unser Team gern klassische und traditionelle Jagdwaffen baut. Deshalb würden wir sie gern in .303 British, einer Variante von .275 Rigby und .350 Rigby bauen und daraus mehrere Pirschbüchsen in kleineren Kalibern machen. Lassen Sie sich überraschen.“