•   Jagd & Jäger

Kleiner Vogel, große Jagd


Text und Fotos: Björn Kilian

Astra steht bombenfest vor. Jeder Muskel ihres Körpers ist zum Zerreißen gespannt. Langsam und hochkonzentriert nähert sich Tomo dem Vierläufer, fixiert den Hund und die Stelle, die dieser vorsteht. Blitzschnell steigt eine Wachtel auf. Intuitiv geht Tomo in Anschlag, schwingt mit, überholt, schießt. Der zierliche Vogel fällt zu Boden. Die 41. Wachtel an diesem Morgen. Jedem von uns zaubert das erneute Waidmannsheil ein Lächeln ins Gesicht. Wir lieben die Flintenjagd. Alle drei sind wir mit der Jagd auf Hochwild groß geworden. Wir drei, das sind Tomo, Frederic und ich. Und uns alle hat in den vergangenen Jahren die Jagd mit der Flinte gepackt. Die Geselligkeit, die aktive Jagd, vor allem aber die Herausforderung am „rauen Schuss“ haben uns nach und nach alle begeistert.
Wir sind zu Besuch bei Lajos und seiner Magyar Vizsla-Hündin Aysha in Serbien. Die spannende Wachteljagd findet am frühen Morgen statt. Schützen, Hundeführer und Hunde streifen in einer Linie konzentriert die Flächen der serbischen Tief­ebene ab.

Hündin Aysha nach erfolgreicher Streife
Hündin Aysha nach erfolgreicher Streife

Begleitet werden wir von drei Flinten-Schönheiten aus dem Hause Sauer: Magma, Apollon und SL5.
Unterschiedlicher können die Flinten kaum sein: Die handgefertigte Seiten­schloss-Doppelflinte Magma, verglichen mit der klassischen Sauer Apollon Bockflinte und der halb­auto­matischen SL5. Noch bevor die Jagd be­gonnen hatte, gingen bereits der in­offizielle Wettbewerb und die gegen­seitige Ulkerei los: „Du und dein Voll­ernter“, kommentierte Frederic meine SL5. „Der wohl schönste Voll­ernter, bitte“, frotzele ich zurück. Jeder nimmt für sich in Anspruch, die wohl passendste Flinte für diese Jagd zu führen.

Schöner kann ein Jagdmorgen nicht sein : Sonnenschein, elegante Flinten und Wachteln satt. Ganz so glatt lief es aber nicht von Beginn an. Die pfeilschnellen und zierlichen Hühner­vögel haben uns erst einmal ganz schön beeindruckt – und frustriert. Kaum wahrgenommen und in Anschlag, war so manch gefiederte Beute nur gedanklich bereits erlegt, in Wirklichkeit aber schon weit außerhalb der Schrotdistanz. Unweigerlich denke ich an die Flinten­asse älteren Semesters aus Rheinhessen und ihre Weisheiten: „Net ziele, net denke Bub – hald afoch emo hi. (Nicht zielen, nicht denken, Junge – halt einfach mal hin“). Leicht gesagt, aber schwer beherzigt für einen, der mit der Büchsenjagd groß geworden ist. Das konzentrierte Zielen mit dem Zielfernrohr, das Fokussieren auf den Leuchtpunkt, das ruhige Durchziehen des Abzugs; all das hat sich in meinen Kopf gebrannt. Und so bedankt sich zunächst so manche abstreichende Wachtel, dass ich in gewohnter Manier mit dem Flintenkorn ziele – und entsprechend fehle.

„Nicht zielen, nicht denken, Junge. Halt einfach mal hin.“

Mit einer Garbe aus der Sauer Magma erbeutet Frederic einen weiteren schnellen Vogel
Mit einer Garbe aus der Sauer Magma erbeutet Frederic einen weiteren schnellen Vogel

Bald aber platzt der Knoten: Wieder steht der Hund vor. Hoch konzentriert gehe ich die Hündin schräg von hinten an. Ohne Vorwanrnung steigt die Wachtel auf. Reflexartig gehe ich in Anschlag, lasse intuitiv die Flinte schwingen und den Schuss fliegen, habe keine Milli­sekunde Zeit, um auf das Flintenkorn zu achten. Zum Glück! Denn die Wachtel fällt getroffen zu Boden. Die Freude ist riesig. Gleich darauf legt Frederic mit seiner Sauer Magma Doppelflinte die erste Doublette dieses Morgens hin. Das buntgehärtete Seiten­schloss der edlen „Side-by-Side“ in Kombination mit den zierlichen Wachteln im Morgenrot ist eine echte Augenweide.
So geht es die nächsten Tage weiter. Abgerundet wird das Programm mit der Jagd auf Tauben an Sonnenblumen­feldern. Wachteln im Speck­­mantel mit einem frischen „Spritz“ – fruchtigem Weißwein mit eiskaltem Mineralwasser – setzen dem Erlebnis die Krone auf.

Die Beute eines traumhaften Morgens in Serbien
Die Beute eines traumhaften Morgens in Serbien

Am Ende wollen wir alle drei wissen, wer nun den größten Erfolg hatte, und mit welcher Flinte. Doch das Fazit ist ernüchternd. Zweifellos spielt die „Grande Dame“ Magma in einer ande­­ren Liga. Eine echte handgefertigte Side-by-Side Seitenschlossflinte ist nicht nur in Sachen Eleganz und Balance eine Klasse für sich. Sauer Apollon und SL5 müssen den direkten Vergleich jedoch keinesfalls scheuen: Der „Allrounder“ Apollon kann durch sein klassisches Aussehen mit soli­dem Kern punkten. „Mit der machst du einfach nichts falsch“, kommentiert Tomo liebevoll sein „Schätzchen“. Die SL5 kann mit dem beruhigenden 3 Schuss toppen, den ich manchmal brauchte, der mir das eine oder andere Mal auch zur Triplette verhalf. Eines eint jedoch alle drei: Sie sind schön an­zusehen und es macht Spaß, damit zu jagen.

Infos zu Wachteljagden: www.blaser-safaris.com