•   Lebensart

Feuer und Flamme


Text: Alexandra Berton, Fotos: Dr. Andreas Lohmann

Feuer fasziniert. Das immer neue Formenspiel der Flammen eines Lagerfeuers oder im Kamin bannt den Betrachter und lädt dazu sein, die Gedanken schweifen zu lassen. Diese kontemplative Betrachtungsweise scheint tief im Menschen verankert zu sein. Nicht ohne Grund, denn das Feuer hat unsere kulturgeschichtliche Entwicklung entscheidend beeinflusst. Am Anfang war es glücklicher Zufall, später das Geschick unserer Vorfahren, das der Menschheit zum Feuer verhalf. Die Möglichkeit, Feuer zu machen – allein
deshalb ist die Bedeutung des Feuerzeugs enorm. In Verbindung mit immer feinerer Handwerkskunst und neuen Techniken sind über die Jahrhunderte erstaunliche Exemplare entstanden. Weltweit gibt es knapp 40 Sammler wie Volker Putz, die dank ihrer Sammelleidenschaft ein Stück Kulturgeschichte zusammengetragen haben.

Volker Putz mit einem Teil seiner Sammlung, Die technische Raffinesse und künstlerische Vielfalt der Gestaltung über die Jahrhunderte sind erstaunlich.
Volker Putz mit einem Teil seiner Sammlung, Die technische Raffinesse und künstlerische Vielfalt der Gestaltung über die Jahrhunderte sind erstaunlich.
Für ein erfolgreiches Feuerschlagen ist die Qualität des Zunders entscheidend. Der Zunder-Pilz wächst an Bäumen und wird idealerweise vor der Benutzung in Schwefel­säure eingelegt.
Für ein erfolgreiches Feuerschlagen ist die Qualität des Zunders entscheidend. Der Zunder-Pilz wächst an Bäumen und wird idealerweise vor der Benutzung in Schwefel­säure eingelegt.

Wie wird man Eigentümer einer der wohl weltweit umfangreichsten Sammlungen für Feuerzeuge?
Ich war immer schon ein leidenschaftlicher Sammler, aber meine beiden ersten Feuerzeuge aus den 20er Jahren habe ich durch Zufall gefunden – vor mehr als 25 Jahren auf dem Portobello Market in London. Die Handwerkskunst und die technischen Feinheiten haben mich sofort begeistert. Seitdem halte ich weltweit auf Floh- und Antikmärken Ausschau nach den nützlichen Helfern. Am Anfang hatte ich sogar einen Fax-Service, der mich informierte, wann immer ein Feuerzeug auf einer Auktion angeboten wurde.

Inzwischen umspannt Ihre Sammlung einen Zeitraum von mehr als 2000 Jahren des Feuermachens.
Das ergibt sich beinahe automatisch aus der kulturgeschichtlichen Bedeutung von Feuerzeugen. Erst mit der Möglichkeit, eigenständig Feuer zu machen, konnten Lebensmittel besser zubereitet werden, gab es einen Schutz gegen wilde Tiere oder gegen die Kälte.

Mehr als 2000 Jahre wurde Feuer „gepinkt“. Dabei wird der Stahl an einen Feuerstein geschlagen. Der entstehende Funke bringt Zunder zum Glimmen und Feuer kann mit einer Kerze oder einem Span genommen werden

Dann lässt sich die Bedeutung des Feuerzeugs für die Entwicklung der Menschheit mit der der Jagd vergleichen?
Durchaus. Auch wenn ich kein Jäger bin, so erscheint es mir doch einleuchtend, dass ohne die Jagd die Entwicklung der Menschheit einen anderen Verlauf genommen hätte. Außerdem spielt die Jagd auch bei der Gestaltung der Feuerzeuge eine Rolle. Einzelne Wildtiere finden sich hier genauso wie komplette Jagdszenen. Auch ist die Weiterentwicklung des Feuerzeugs mit der Waffentechnik verbunden. So wurden im 16. und 17. Jahrhundert parallel zur Schusswaffe auch die Radschloss und Steinschlossfeuerzeuge erfunden.

Was macht denn die Entwicklung von Radschloss-und Steinschlossfeuerzeug so besonders?
Dabei wird der Vorgang des Feuerschlagens mechanisiert. Statt händisch Stahl auf einen Feuerstein zu schlagen, wird bei beim Radschlossfeuerzeug ein Schloss aufgezogen. Mit Auslösen des Schlosses treibt eine damit verbundene Kette ein Rad an, welches über ein Stück Schwefelkies (Pyrit) schleift und dadurch Funken erzeugt. Diese fallen auf den darunterliegenden Zunder und erzeugen auf diese Weise Feuer. Heute gibt es nur noch sehr wenige, komplett erhaltene Radschlossfeuerzeuge.

Sie haben mehrere Tausende Feuerzeuge aus der ganzen Welt zusammengetragen. Wissen Sie noch bei jedem Exemplar, unter welchem Umständen Sie es erworben haben?
Im Großen und Ganzen ja. Aber natürlich haben manche Stücke eine ganz besondere Geschichte. So kam ich in Großbritannnien beispielsweise mit meinem Taxifahrer ins Gespräch. Als ich ihm erzählte, dass ich wegen eines Feuerzeugs gekommen wäre, antwortete er mir, dass er zu Hause auch noch so ein altes Ding in der Schublade hätte. Als er es mir dann beschrieb, bat ich ihn gleich, doch zunächst zu ihm zu fahren. Heute gehört das Feuerzeug zu meiner Sammlung. Auf einen anderen Zufallsfund musste ich länger warten. Nachdem ich bei einem Antiquitätenhändler in Bangkok zufällig ein besonderes Exemplar gesehen hatte, wollte es mir die Mitarbeiterin zunächst nicht verkaufen, da es wohl schon immer in der Schublade ihres Chefs gelegen hatte und dieser gerade erst verstorben war. Ich ging unverrichteter Dinge. Als einige Tage später mein Rückflug bevorstand, beschloss ich, noch einmal den Laden aufzusuchen. Zu meinem Glück. Inzwischen hatte die Mitarbeiterin beschlossen, dass es ihr Chef wohl gutgeheißen hätte, wenn sie das Feuerzeug weitergeben würde.

Haben Sie sich ein Ziel gesetzt, wann Ihre Sammlung vollständig ist?
Nein. Natürlich wird es nicht leichter, neue – und vor allem noch unbekannte – Exemplare zu finden. Das Objekt Feuerzeug finde ich aber nach wie vor faszinierend. Deshalb bin ich auch gerade dabei, meine Sammlung unter www.volker-putz-lighter-collection.de online zu stellen. Und Ideen für eine nächste Ausstellung gibt es auch schon…