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Die geheime Mauserformel


Text: Andreas Brandner, Fotos: SZ-Photo, MAUSER

Drei Ereignisse, die mir als Jungjäger mit einem no-name-Repetierer widerfuhren, wären jedem Berufsjäger, der im afrikanischen Dickbusch einem Kaffern-Büffel Aug‘ in Aug‘ gegenübersteht, zum Verhängnis geworden: Einmal brach der Kammerstängel ab, ein anderes Mal gelang der Patroneneinzug nicht und schließlich fiel auf einer Drückjagd nach dem Schuss das Magazin heraus. Was wie schlechtes Jägerlatein beim Schüsseltreiben klingt, ist das ärgerliche Resultat missglückter Konstruktion, verfehlter Materialauswahl und billiger Fertigung. Leider gibt es genügend Anbieter von Repetierern, die das Zusammenspiel von Handwerk und High-Tech nicht beherrschen. Die schlechten Erfahrungen jedenfalls lenkten mich auf den Pfad der Tugend. Und der heißt MAUSER 98. Und zwar seit nunmehr 125 Jahren.

MAUSER bis heute: Ausgesuchte Materialien, Handwerkskunst und jahrzehntelange Erfahrung.
Repetierbüchsen waren lange Zeit undenkbar für den jagdlichen Einsatz. Der M98 aber wurde schnell Sinnbild für Verlässlichkeit und Funktionssicherheit – nicht nur bei Afrika-Jägern

Zylinderschluss, Riegelwarzen, Dreistufen-Flügelsicherung und dazu ein Mittelschaftmagazin: Das sind die Elemente des wohl berühmtesten im Kaiserreich entwickelten Mehrladers, benannt nach seinem Konstrukteur, dem Firmengründer Paul Mauser, sowie dem Jahr seiner Einführung 1898. Vielen Nichtjägern nur als Militärwaffe bekannt, stand mit dem 98er-System ein hervorragendes Jagdbüchsen-System zur Verfügung, das bereits im Jahr seiner Einführung angeboten wurde und der konservativ geprägten Jägerschaft gefiel. Mehrlader galten damals noch als nicht waidgerecht. Paul Mauser jedoch wusste, was er der Jägerschaft schuldig war, die keine Abstriche bei der Präzision duldete. Deshalb waren die Fertigungstoleranzen der Jagd-Systeme gegenüber den Militär-Systemen deutlich geringer, ohne dabei Abstriche bei der Robustheit des Materials zu machen. Sichtbares Unterscheidungsmerkmal des Jagdsystems 98 war die Form des hier nach unten gebogenen Kammerstengels, der aber militärischen Standards insofern entsprach, als dass man notfalls mit dem Fuß dagegentreten konnte, um eine verklemmte Hülse zu lösen.

Eine Stutzenvariante des MAUSER 98 war wegen der kompakten Abmaße bei Bergjägern besonders beliebt
Die geheime Mauserformel: Zylinderschluss, Riegelwarzen, Dreistufen-Flügelsicherung und dazu ein Magazin, das hält, was es verspricht
Ernest Hemingway war Afrikajäger und eifriger Waffensammler. Unklar ist, ob er seine MAUSER mit der Seriennummer 105459 im deutschen Kaliber 10,75x68 mm oder in 10,75x73 mm führte, besser bekannt als .404 Jeffrey

Auch die Systeme mit hinten quadratisch erhöhter Hülsenbrücke und Hülsenkopf, die das Anbringen einer Einhak-Montage ermöglichten, ließen auf den ersten Blick das Jagdsystem erkennen. Die heute als Double Square Bridge bezeichnete Variante ist die typische Kontur des Originals und das Markenzeichen von modernen Mausergewehren, wie z.B. der MAUSER 12, die die Tradition mit offener Oberseite und den beiden Hülsenbrücken fortsetzt. Der robuste Kammerstängel war das eine, doch seinen legendären Ruf in puncto Verlässlichkeit erwarb sich der MAUSER 98 beim Patroneneinzug. Der lange, nicht rotierende Auszieher des Systems 98 liefert in 10 von 10 Fällen: Er „greift“ die Patrone schon im Magazin und führt die Hülse fester und sicherer als jedes andere System zu. Diese Technik war die Grundlage für den Erfolg bei der Afrikajagd. Im Busch braucht es absolute Zuverlässigkeit, denn dort geht es oft ums Ganze. Berufsjäger berichteten unisono, dass Schmutz oder hoher Gasdruck nie zum Verklemmen der Hülse beim Mauser-System führten. Kein Wunder, dass die Firma Rigby bereits kurz nach Einführung des Systems 98 bei MAUSER anklopfte und ein verlängertes 98er-System für Großwildkaliber anfragte. So wurde das lange Mauser-System geboren, das Magnum-Kaliber wie .375 H&H oder .416 Rigby aufnehmen konnte. Bis 1912 lieferte MAUSER die langen 98er-Systeme ausschließlich an Rigby. Erst nach dem Ersten Weltkrieg fertigte MAUSER dann auch eigene Büchsen mit dem langen Magnum-System. Für die Großwildjäger war die offene Oberseite mit Daumenloch von größter Wichtigkeit, weil sie Klappmagazine als zu unsicher ablehnten.

Die alte Gesenkschmiede von MAUSER. Hier wurde aus reinem Stahl pure Präzision gefertigt
Ansicht der Gewehrfabrik (Bildmitte) in der Ortslage Oberndorf, am gegenüberliegenden Ufer die Fabrikantenvilla Mauser (helles Gebäude)

Bei dem neuen MAUSER 98 Magnum – als klassische, robuste Großwildbüchse konzipiert – ist diese Angst unbegründet, denn der im Abzugsbügel integrierte Verriegelungshebel verfügt über eine kraftvolle Feder. Diese greift passgenau in das Gegenstück am Klappdeckel. So wird der MAUSER 98 Magnum für den passionierten Jäger zur verlässlichsten Büchse – überall auf der Welt. Das Gewehr besteht aus einem hochwertigen, aus dem Vollen gefrästen Double Square Bridge System. Der verwendete Spezialstahl setzt in Verbindung mit neuesten Oberflächentechnologien in Sachen Perfektion Maßstäbe.

Walter Frevert betreute mit einem 98er das Revier Rominten. Für ihn „ist und bleibt die Repetierbüchse die beste Büchsenkonstruktion. Man muss als Berufsjäger eine Waffe führen, die auch mal einen Schlag vertragen kann.“

Mit der auf 25 Exemplare limitierten MAUSER 98 Jubiläumswaffe schließt sich der Kreis: Die überragende Handwerkskunst der Altvorderen kombiniert mit Materialien des 21. Jahrhunderts ist Bekenntnis zur Herkunft und Ausdruck des Willens, diese Erfolgsgeschichte der verlässlichsten Büchsen der Welt fortzuschreiben. Selbstverständlich haben hochwertige, buntgehärtete Materialien, englische Ornamentik und Goldtauschierungen ihren Preis. Und nicht jeder wird sich den exklusiven Wunsch eines Unikats wie der MAUSER 98 Jubiläumswaffe in der Standard- oder Magnum-Version erfüllen können. Doch MAUSER stünde nicht für zuverlässigen jagdlichen Erfolg, ließe man Normalverdiener oder Jungjäger im Stich. Die MAUSER 12, die in der Extreme-Variante als ultrarobuster Allrounder einfach alles mitmacht, und die MAUSER 18 Reihe als idealer Volksrepetierer beweisen, dass günstig nicht gleichzusetzen ist mit billig. Die Werte von 125 Jahren Erfahrung und Weiterentwicklung stecken in ihnen und schreiben gemeinsam mit dem System 98 die Erfolgsstory MAUSER fort. Kompromisslos in Zuverlässigkeit, Qualität, Präzision und Sicherheit – das ist die eigentliche Mauserformel, die weltweit gültig war, gültig ist und gültig bleibt. Dies ist das wahre Erbe von Paul Mauser.

Zum 125. Jubiläum des MAUSER 98 haben sich die MAUSERBüchsenmachermeister von der Optik klassischer SafariBüchsen inspirieren lassen und eine exklusive Jubiläumsedition des Original MAUSER 98ers geschaffen
Präzision und Durchschlagskraft: Was für die Jagd zu Hause stimmt, ist für Afrika umso wichtiger. Kein Zufall, dass der Jubliäums-Mauser in .375 H&H präsentiert wird