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Der Elefant von Pensbury Place


Text: Diggory Hadoke, Fotos: Tweedmedia

Die Patrone bietet bereits einen besonderen Anblick: eine 7,62 cm lange Hülse, die ursprünglich mit hundert KorditKörnern gefüllt war und mit einem 900 gr Geschoss abgerundet wurde. Die Mündungsgeschwindigkeit beträgt 625 Meter pro Sekunde, die freigesetzte Energie gewaltige 10.304 Joules. Geradezu elefantöse Proportionen und Eigenschaften. Kein Wunder, dass die vorgesehene Beute für eine Büchse im Kaliber .600 Nitro Express der Dickhäuter selbst ist. Erstmalig um die Zeit des Ersten Weltkriegs von Jeffery produziert, ist die .600er ein Werkzeug für Spezialisten, von dem bis heute nur wenige Exemplare hergestellt worden sind.

Liebhaber der Elefantenjagd und Sammler hegen jedoch seit jeher eine große Leidenschaft für Büchsen in diesem Kaliber, das bis vor kurzem die größte kommerziell hergestellte Jagdpatrone der Welt war. Alte Exemplare erzielen regelmäßig hohe Preise. Nun gibt es seit langem wieder eine neue Büchse: die Rising Bite Elephant.

Drei Graveure aus der gleichen Familien gestalteten diese exquisite Oberfläche
Die Rising Bite Elephant wird demnächst in Afrika geführt

Diese Jagdwaffe ist ein spektakuläres Beispiel für interessante Projekte, wie sie John Rigby & Co regelmäßig verwirklicht. Nach sechs Jahren Bauzeit ist die Doppelbüchse nun fertiggestellt, um Rigby-Sammler und Jagdwaffenliebhaber auf der ganzen Welt zu begeistern. Dies ist nicht die erste Büchse, bei dem Rigby Elefantenhaut in der Gravur thematisiert hat. Bereits vor einem Jahrzehnt beauftragte ein Kunde eine solche im Kaliber .450. Seine Bedingung: Es sollte die einzige Jagdwaffe dieser Art sein, die in Pensbury Place hergestellt wird. Als sich ein anderer guter Rigby-Kunde dafür interessierte, sagte Rigby-Geschäftsführer Marc Newton deshalb zunächst höflich ab. Doch schließlich fand er eine Lösung, um beiden Kunden gerecht zu werden. Sinngemäß sagte Marc zu diesem Kunden: „Man müsste schon ein Verrückter sein, um das zu tun, aber wenn jemand ein Doppelgewehr mit Rising Bite und Elefantenhautgravur bestellen würde, könnten wir das machen“. Ohne nur einen Herzschlag abzuwarten, antwortete der Kunde: „Ich bin Ihr Verrückter.“ Das war 2016.

Als Vorbild für die Gravur diente echte Elefantenhaut. Jeder Quadratmillimeter ist damit einzigartig

Die .600er ist auf dem größten Rahmen gebaut, den Rigby für die neu überarbeitete Nitro-Version des Rigby & BisselPatentsystems von 1878 verwendet, das für die Liebhaber der Doppelbüchse so ikonisch ist. Während die Büchsenmacher an die Arbeit gingen, verfolgten die Graveure ihrerseits eine besonders anspruchsvolle Methodik. Anstatt einen Abdruck von Elefantenhaut zu machen, stellte Marc einige Muster des echten Materials zur Verfügung. Die drei Graveure, die aus derselben Familie stammen, bearbeiteten den Stahl tatsächlich nach den Mustern des echten Tieres; keine Oberfläche wird zweimal nachgebildet. Wie beim Vorbild ist jeder Quadratzentimeter der Oberfläche ein Unikat und nicht ein sich wiederholendes Muster aus einer Vorlage.

Mit dieser Büchse hat Rigby der Welt einmal mehr bewiesen, dass der heute beste Londoner Büchsenmacher es immer wieder schafft, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Übrigens, die .600 Nitro Express wird demnächst tatsächlich nach Afrika reisen – sehr wahrscheinlich in Begleitung der originalen .450er Büchse im Elefantenstil, denn die beiden Kunden planen eine gemeinsame Safari.

Klassisch wird die Metalloberfläche mit Ruß geschwärzt
Sechs Jahre lang arbeitete das Rigby Team für einen Kunden an der Realisierung seiner Traumbüchse