Weil sie anders jagen?
Das finde ich eben gerade nicht. Frauen und Männer jagen grundsätzlich gleich und das ist auch gut so, denn bei der Jagd handelt es sich schließlich um ein Handwerk, das jeder Jäger einwandfrei beherrschen sollte. Außerdem sind die Herausforderungen für die gesamte Jägerschaft die gleichen und daraus ergeben sich auch unsere Aufgaben als Interessensvertretung. Dafür ist es meines Erachtens unerheblich, ob eine Frau oder ein Mann an der Spitze steht. Entscheidender ist, unseren Mitgliedern zuzuhören, um zu erfahren, welche Themen sie beschäftigen und inwieweit der Verband unterstützen kann.
Was würden Sie denn gern bewirken?
Lieber mehr als weniger (lächelt). Die dringlichste Aufgabe ist, die Jagd an sich zu erhalten und zwar als Eigentums- und Nutzungsrecht und nicht als Dienstleistung für den Forst oder zur Schädlingsbekämpfung. Ich möchte betonen, dass
jeder Schuss berechtigt sein muss, aber für mich benötigt die Berechtigung keine weitere Bedingung als die rechtmäßig ausgeführte Passion. Daraus ergeben sich zwei große Handlungsfelder. Einmal müssen wir unsere Außendarstellung weiter
verbessern, und zum anderen müssen wir uns mehr Gehör verschaffen. So kritisch, wie es manchmal angesichts einiger Schlagzeilen oder Online-Häme den Anschein hat, wird die Jägerschaft von der breiten Öffentlichkeit gar nicht gesehen. Nur leider sind die Jagdgegner laut und häufig sehr unsachlich unterwegs. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir genau erklären, was wir tun, warum und wie davon beispielsweise alle Waldnutzer davon profitieren.
Weil Jäger eben auch Naturschützer sind?
Genau. Hier müssen wir unsere Kommunikation dahingehend verbessern, dass deutlich wird, was die Jäger per se für Flora und Fauna tun. So hat der Deutsche Jagdverband im Rahmen einer repräsentativen Umfrage im Frühjahr ermittelt, dass jeder Jäger durchschnittlich knapp 20 Prozent seines jährlichen Jagdbudgets für Artenschutz und Biotop-Pflege ausgibt. Und 16 Stunden pro Monat ist er im Revier unterwegs, um beispielsweise im Frühjahr Wildtiere vor dem Mähtod zu retten oder Bäume vor Verbiss zu schützen. Auf diese Weise kommen sehr viele ehrenamtliche Stunden im Einsatz für die Natur zusammen.
Inklusive des Engagements des Präsidiums?
Das ist richtig. Meine Kollegen und ich engagieren uns ausschließlich ehrenamtlich. Das beinhaltet Repräsentationstermine, Hegeringtreffen, Präsidiumssitzungen bis hin zum Landesjägertag, um nur einige unserer Verpflichtungen zu nennen. Dabei finde ich es spannend, dass man so viele unterschiedliche Menschen trifft, die alle eine Passion eint. Der Austausch von Jagderlebnissen gehört dementsprechend immer dazu. Und das führt mich gleich zum zweiten Handlungsfeld.
Und das wäre?
Mehr Einigkeit zwischen allen Jägern zu erreichen. Obwohl es nur rund 400.000 Jäger in Deutschland gibt, ist diese Gruppe alles andere als homogen. Es gibt Fleischjäger, Trophäenjäger, traditionsbewusste oder moderne Jäger, technikablehnende oder -affine Jäger, Auslandsjäger oder Jäger, die ausschließlich im heimischen Revier unterwegs sind. Bei einer so kleinen Gruppe wie den Jägern ist es deshalb, umso wichtiger, dass wir mit einer Stimme sprechen, damit unsere Interessen, beispielsweise bei Gesetzgebungsverfahren, berücksichtigt werden. Viel zu häufig reagieren wir nur auf neue Verordnungen, statt uns bereits im Vorfeld aktiv einzubringen und unsere berechtigten Interessen zu vertreten.